PreCare - Gesundheitsvorsorge für alle und überall

Warum brauchen wir diese neue Technologie?

Ein großes Hindernis für eine flächendeckende medizinische Versorgung stellt in Subsahara Afrika die schlechte Erreichbarkeit der Menschen in den ländlichen Regionen dar. Gleichzeitig sind diese selbst oft in ihrer Mobilität sehr eingeschränkt. Dadurch ist die Gesundheitsversorgung vieler Menschen sowie eine Prophylaxe und frühzeitige Erkennung und Eindämmung von lebensbedrohlichen Infektionserkrankungen und Epidemien nicht durchgehend gewährleistet. Im Projekt »PreCare« wurde eine kompakte mobile Versorgungseinheit entwickelt, die auf einem geländegängigen Pickup als Kabine installiert ist und dadurch abgelegene Regionen erreicht.

© Ricarda Sack/Fraunhofer ISE
PreCare-Versorgungseinheit auf Pickup vor lokalem Krankenhaus

Wem nützt die neue Technologie?

Von »PreCare« profitieren Menschen, die in abgelegenen Regionen leben und bislang schlechten Zugang zur Gesundheitsversorgung hatten. Neben der individuellen Behandlung mit der mobilen Einheit wird auch eine systematische Datenerfassung zur Bestimmung epidemischer Lagen sowie die Durchführung und Nachverfolgung von flächendeckenden Impf- und Medikations-Kampagnen in diesen Regionen möglich. Über Satellitenverbindungen können zusätzlich telemedizinische Konsultationen von Ärzten in Anspruch genommen werden, die damit nicht mehr vor Ort sein müssen. Der Einsatz von »PreCare« kann die Lebens- und die Wirtschaftssituation ganzer Regionen verbessern.

Durch seinen modularen Aufbau besteht grundsätzlich die Möglichkeit, die mobile Plattform alternativ mit Instrumenten für den Einsatz im Tier- und Naturschutz oder Tourismus auszurüsten. 

© Ricarda Sack/Fraunhofer ISE
Besprechung während des Betriebs der Plattform in Zusammenarbeit mit der NGO Rhiza Babuyile in Daantje, Region Mpumalanga, Südafrika.

Wie funktioniert die neue Lösung?

Die Herausforderung bestand darin, eine mobile medizinische Versorgungseinheit zu entwickeln, die über besondere Geländegängigkeit verfügt und zugleich in der Lage ist, moderne Medizin- und Infrastrukturtechnologie sicher zu transportieren und vor Ort zuverlässig zum Einsatz zu bringen. Außerdem sollte sie in einer großen Stückzahl kostengünstig produziert werden können.

Die im Projekt »PreCare entwickelte mobile medizinische Versorgungsplattform ist dabei so aufgebaut, dass sie auf einen handelsüblichen Pickup aufgesetzt und sehr flexibel im Gelände eingesetzt werden kann. Sie besteht aus einer Kabine, die modulare Versorgungselemente – wie eine Wasseraufbereitungsanlage, Desinfektionsmittelproduktion, Kühlschrank und eine Telekommunikationseinheit – beinhaltet und zudem medizinische Geräte und Wirkstoffe sowie Testequipment aufnehmen kann. Photovoltaik-Module und eine Batterie versorgen die gesamte Einheit autark mit Strom.

Um auch die Akzeptanz bei der Bevölkerung sicherzustellen und genaue Bedarfe vor Ort zu definieren, werden im Projekt frühzeitig relevante lokale Akteure eingebunden. 

© Ricarda Sack/Fraunhofer ISE
Das Team befüllt die Anlage zur Produktion von Desinfektionsmitteln.

Was macht das Projekt einzigartig?

Die modulare und äußerst flexible medizinische Versorgungsplattform bietet eine attraktive Lösung, um die medizinische Versorgung ländlicher Regionen systematisch auszubauen. Sie ist kosteneffizient, ermöglicht aber den Einsatz modernster Untersuchungs- und Laborgeräte sowie eine Internetanbindung an nahezu jedem Ort. Dazu ist sie einfach zu bedienen und wartungsarm. Der Betrieb der Plattform erfolgt nur durch eine Krankenschwester bzw. entsprechend medizinisch vorgebildetes Personal sowie einen Fahrer. Dies senkt die Betriebskosten erheblich gegenüber mobilen Kliniken, die zwar ein größeres Leistungsspektrum abdecken, aber mit mindestens einem Arzt betrieben werden.

Im Projekt werden frühzeitig relevante lokale Akteure eingebunden, um die genauen Bedarfe vor Ort zu definieren und die Akzeptanz der Bevölkerung sicherzustellen. In Südafrika hat das Projektteam zunächst einen Prototyp der mobilen Versorgungsplattform zusammen mit der NGO Rhiza Babuyile im Feld erprobt. Die Erkenntnisse daraus flossen in das Design eines zweiten Prototyps ein. Im nächsten Schritt soll die Einheit durch lokale Wirtschaftsakteure wie Fahrzeugausstatter, Anlagenbauer und Photovoltaik-Firmen gefertigt werden. Das Projektteam hat dafür das StartUp »S Mile Solutions« gegründet.

© Ricarda Sack/Fraunhofer ISE
Schulung vor Ort: Ein Mitarbeiter der Organisation »Rhiza Babuyile« erläutert Einheimischen die Einsatzmöglichkeiten von PreCare.

Warum fördert die Fraunhofer-Zukunftsstiftung das Projekt?

»PreCare« konzentriert sich unmittelbar darauf, einen sichtbaren Beitrag zum Nachhaltigkeitsziel 3 der Vereinten Nationen − »Gesundes Leben und bezahlbare Gesundheit für alle« − zu leisten, indem es die medizinische Versorgungslage in ländlichen Regionen verbessert. Die frühzeitige Einbindung von Stakeholdern in die Entwicklung technologischer Lösungen ist der Stiftung ein besonderes Anliegen, das das Projektteam vorbildlich gelöst hat. Das langfristige Ziel des Projektes ist es, eine Serienfertigung vor Ort zu etablieren. So eröffnet es für lokale Akteure die Chance auf eine aktive Teilnahme und schafft neue Arbeitsplätze sowie eine lokale Wertschöpfungskette.

Ebenso beispielhaft verdeutlicht »PreCare« den Förderschwerpunkt der Stiftung: den Brückenschlag zwischen Technologieentwicklung und Transfer in die Anwendung, die mit der Fraunhofer-Ausgründung »S Mile Solutions« den abschließenden Meilenstein gesetzt hat.

Darüber hinaus legt das Team mit seiner technologischen Lösung den Grundstein dafür, flexibel verschiedene Bedarfe der mobilen Versorgung zu befriedigen: So kann »PreCare« neben der Versorgung des ländlichen Raums auch für den Einsatz im Katastrophenfall oder zu Feld- bzw. Datenerhebungsstudien des Gesundheitssystems angepasst werden. Weiterentwicklungspotenzial gibt es zudem im Bereich der Versorgung mit sauberem Wasser oder Strom.

© Frank Neumann/Fraunhofer IST
Forschende der Fraunhofer-Institute IST und ISE, der Stellenbosch University sowie des SAMRC (South African Medical Research Council) vor der mobilen Versorgungseinheit PreCare in Südafrika.

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