Woher stammt Ihre Verbindung zu Fraunhofer?
In Kontakt mit der Fraunhofer-Gesellschaft kam ich bereits während erster Aktivitäten im Gründernetzwerk. Schon damals war ich beeindruckt von dieser riesigen „Denkfabrik“: Sie schien mir wie ein immenser „Store“, gefüllt mit qualitativ hochwertigen Innovationen und Lösungen für Unternehmen.
Auch für Startups sah ich großes Potenzial, die Erfindungen der Fraunhofer-Forschenden zu nutzen, um sich am Markt zu positionieren. Als ich damals bei einem der ersten Mitgründer-Unternehmen merkte, wir stoßen technologisch an unsere Grenzen, uns fehlen die Ressourcen, um unsere Ideen weiterzuentwickeln – dann wendeten wir uns zusammen an die Fraunhofer-Gesellschaft und fragten: Habt ihr etwas in der Schublade, dass uns weiterhelfen könnte? Ich muss sagen: Ich bin nie ohne Lösung rausgegangen.
Wie kam es zur Entscheidung, die Fraunhofer-Zukunftsstiftung mit einer Zuwendung zu bedenken?
Ich hatte ja bereits Kontakte zu Fraunhofer, insbesondere zum Fraunhofer IIS in Erlangen, von deren Forschung ich begeistert war und immer noch bin. Meine Frau Helga und ich bedachten das Institut regelmäßig mit Zuwendungen – insbesondere in Form eines Preisgeldes für besonders engagierte Mitarbeitende.
In den frühen 2000er Jahren begannen meine Frau und ich unseren Nachlass zu planen. Unser stifterisches Wirken wollten wir fortsetzen und intensivieren. Zugleich war uns wichtig, noch zu Lebzeiten mitzugestalten und erste Erfolge zu sehen. In der Fraunhofer-Zukunftsstiftung fanden wir den richtigen Partner für unser Engagement: Im persönlichen Austausch legten wir die von uns favorisieren Förderschwerpunkte und Modalitäten fest.
Wir begründeten unseren „Stiftungsfonds Weick – Förderer der Wissenschaft, Freunde von Fraunhofer“, der heute unter dem Dach der Fraunhofer-Zukunftsstiftung wirkt. In ihm sehen wir unsere individuellen stifterischen Wünsche verwirklicht.
Warum braucht es aus Ihrer Sicht die Unterstützung privater Förderer für nachhaltige, innovativer Technologien und Forschungsprojekte?
Als Business Angel und langjähriger Coach junger Unternehmen habe ich festgestellt, dass es uns in Deutschland nicht an brillanten Ideen fehlt – häufig jedoch an finanziellen Mitteln, um diese zu realisieren. Ein privates Stiftungsengagement kann zukunftsträchtigen Technologien unkompliziert Starthilfe leisten, deren Markeintritt beschleunigen und aussichtsreiche Anschlussfinanzierungen erschließen. Es schafft für Forschende und Jungunternehmen unabhängigen Gestaltungsraum – jenseits der Interessen von Großunternehmen und Politik.
Zugleich schafft die Unterstützung von Forschungsprojekten für uns Stifterinnen und Stifter individuelle Möglichkeiten, persönliche Schwerpunkte zu setzen, neue Impulse zu geben und dabei spannende Einblicke in die Welt der Wissenschaft und Forschung zu erhalten.
Welche langfristige Wirkung wünschen Sie sich mit Ihrem Engagement zu erzielen?
Wir möchten mit unserer bewußten Förderentscheidung zugunsten der Fraunhofer-Zukunftsstiftung ein Beispiel geben, sodass sich noch mehr Menschen für die vielfältigen und wichtigen Forschungsvorhaben und Innovationen bei Fraunhofer interessieren, inspirieren und dafür begeistern lassen.
Hier gibt es zahlreiche Menschen und Projekte, die noch Unterstützung benötigen, um in die Anwendung zu kommen und ihre positive Wirkung zu entfalten. Mit unserem Stiftungsfonds ermöglichen wir technologische Innovationen in Themenbereichen, die uns besonders am Herzen liegen. Unsere sechsstellige Zustiftung haben wir aufgeteilt: Die Hälfe wirkt als sogenanntes Verbrauchsvermögen und unterstützt in größerem Umfang Projekte, die wir als Stifter noch selbst mit auswählen und begleiten. Die andere Hälfte ist fest im Grundstockvermögen verankert. Aus ihren Erträgen wird unser Stifterwille langfristig umgesetzt.
Die zahlreichen Herausforderungen unserer Zeit, der Klimawandel, politische Verwerfungen und wirtschaftliche Abhängigkeiten, werden uns als Gesellschaft alle miteinander fordern, Veränderung klug und schnell zu ermöglichen. Ich setze die Hoffnung vor allem in technologische Innovationen, die ein Teil der Lösung auf diesem Weg sein werden. Dazu müssen wir als Gesellschaft alle Kräfte mobilisieren. Stifterisches Wirken, das unabhängige, neue Perspektiven und Räume eröffnet, ist eine besonders wertvolle Ergänzung zu unternehmerischem und politischem Handeln. Es ist Möglichmacher und aktiver Treiber, um unser aller Zukunft aktiv und positiv mitzugestalten.
Vita
Dr. Karl Weick ist promovierter Betriebswirt. Er stammt aus einem landwirtschaftlichen Betrieb mit Weinbau in Worms. Mit Weinbau-Ingenieurwissen in Geisenheim ausgestattet, studierte er an der Universität Gießen Agrar-und Betriebswirtschaft und promovierte mit einem Marketing -Thema.
Es folgten über 30 Berufsjahre im Unternehmen BASF AG in den Bereichen Produktentwicklung, Anwendungsberatung, einschließlich 15 Jahre Marketing- und Vertriebsleitung.
Nach Ende seiner aktiven beruflichen Laufbahn entschied sich Dr. Weick dafür, seine Erfahrungen und sein Wissen zu Produktentwicklung, Aufbau, Organisation und Vertrieb eines Unternehmens an junge Gründerpersönlichkeiten weiterzugeben. Als Juror, Coach und Business Angel engagiert er sich bis heute bei BayStartUp, dem bayerischen Startup-Netzwerk. Als Juror bewertete er beispielsweise über 130 Businesspläne bezüglich Marketing und Vertrieb.
Darüber hinaus bringt er sein Know-how engagiert als Coach in jungen Unternehmen ein. In einigen Unternehmen engagierte er sich als Business Angel sogar mit finanzieller Unterstützung oder direkt als Gründer und Co-Gründer.